Montag, 23. Januar 2023

Info-Desk Stadtbücherei

Foyer der Karlsruher Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus, Januar 2023

 

Giora Feidman & Friends II

Ev. Stadtkirche Karlsruhe: Konzert ausverkauft! Januar 2023

Als er 11 war, musizierte der in Buenos Aires geborene Feidman zum ersten Mal vor der Schulklasse. Deshalb feiert er auf seiner momentanen Tour auch sein 75-jähriges Bühnenjubiläum. Feidman ist eine Legende: Als 18-Jähriger gab er in Südamerika Konzerte, wanderte 1957 nach Israel aus, wo er in Tel Aviv bei den Philharmonikern Orchestermitglied wurde. Das gab er auf, als er 1970 in New York seine Solo-Karriere startete, und zwar mit Klezmer-Musik, die ihn von Kindheit an begleitete. Die hebräische Bedeutung von „Klezmer“ als „Gefäß“ nahm er beim Wort. Feidmans Musik bringt ein hochspannendes Sammelsurium aus jiddischer Folklore, aus Musik der Sinti und Roma, aus Tango, Jazz und natürlich jeder Menge Klassik zusammen. So auch auf seinem 2022 erschienenen Album „Friendship“, von dem er beim Karlsruher Konzert viele Titel präsentierte. Mit dem Gebet „Personal Prayer“ für Solo-Klarinette ging es los. Von tief unten heben sich die Töne in die Höhe, geben in traurigem Moll mit Vorschlägen und Kurztrillern das für den Klezmer typische Schluchzen von sich, um dann in eine zuversichtliche Melodie zu münden. Feidman konzertiert im Sitzen, bläst immer leicht vorgebeugt und etwas eingefallen. Doch so gealtert der Musiker auch sein, so rein und jugendlich klingt sein Spiel. Und mehr noch. Die neuen Stücke sind echte Innovationen, klug arrangiert mit wunderschönen Passagen auch fürs Cello (German Prentki) und die Geige (Piotr Niewiadomski). Zum Einsatz kam am Konzertabend auch ein völlig neuartiges Instrument, ein Cembalo, dessen Tasten mittels Sensorkontakten gesampelte Klangfarben abrufen können. Sergej Techerepanov zauberte damit mal eine schwungvolle Akkordeon-, mal eine innige Vibraphonbegleitung auf die Bühne. Das Ensemble musizierte auf Spitzenniveau, vor allem in der Intonation ganz rein. Das ließ so manche Zuhörer an lyrischen Stellen die Augen schließen. Bei den schwungvollen Liedern, die von Strophe zu Strophe an Fahrt und Tempo aufnehmen, wippten viele Füße im Takt mit. Und bei „Hallelujah“ und „Donna Donna“ wurde mitgesungen – etwas, was Feidman mit zufriedenem Lachen glücklich stimmte. Seine Friedensbotschaft schien angekommen zu sein.

Giora Feidman & Friends I

Konzert in der Ev. Stadtkirche Karlsruhe, Januar 2023
 
Friedensbotschaft mit Klarinette

Der 86-jährige Giora Feidman „macht seinen Job“ und begeistert sein Publikum

Mit Mantel und Baskenmütze tritt Giora Feidman auf die Bühne. „Es ist kalt“, entschuldigt er sich für seinen Dress und durch die Bankreihen der an diesem Donnerstag Abend voll besuchten Karlsruher Stadtkirche wird wohlwollend gekichert. Wegen der Energiekrise bleibt die Kirche kühl. Doch für ein Konzert mit Giora Feidman nimmt man das in Kauf. Der 86-jährige setzt sich, langsam und ruhig. Er nimmt ein Mikrofon in die Hand und spricht, noch bevor der erste Ton gespielt ist, ein paar Worte, Dass das mit dem Krieg alles unmöglich zu verstehen ist. Dass wir doch alle Menschen und „one familiy“ sind. Feidman spricht Englisch mit starkem Akzent und es hallt im großen Kirchenraum. Man versteht ihn akustisch schlecht. Dennoch hängen die Leute an seinen Lippen, nicken und applaudieren. Was Giora Feidman zu sagen hat, scheint ohnehin klar: Musik ist die Sprache, die alle verstehen. Und das bringt Menschen zusammen. So einfach diese Botschaft, so oft wiederholt Giora Feidman sie auch mehrmals im Presseinterview vor dem Konzert. „Gott hat mir diesen Job gegeben“, sagt er: „Deshalb spiele ich für die Menschen, egal wie alt ich bin.“

Donnerstag, 19. Januar 2023

Montag, 9. Januar 2023

Bahnhofstraße

Blickrichtung Hochhaus am Friedrich-Scholl-Platz, Januar 2023