KIT Campus Süd, Engesserstraße, Juni 2024 |
Manchmal hilft es enorm, Abstand zu nehmen und die Dinge aus der Distanz zu betrachten. Beim Zeichnen erfährt man diese Lebensweisheit sehr intensiv. Ich gehe also einige Schritte zur Seite und schau mir den Denkenden aus etwa zehn Metern Entfernung an und sketche. Jetzt kommt mehr als die Skulptur die Umgebung der Skulptur aufs Bild. Und das ist vor allem... Baum! Es ist Juni. Die Bäume tragen volles Blattwerk. Ich zeichne also den Baum, der sich als riesiger Partner zur Skulptur von Karl-Heinz Krause gesellt, habe aber mit Blattwerkdetails meine Schwierigkeiten, weshalb ich - um die dicht gewachsene Baumkrone darzustellen - zum zerstampften Grafitstaub greife und ihn ausgiebig mit den Fingern übers Papier verschmiere. Macht irre Spaß. Kann ich nur empfehlen. Einfach alte, abgebrochene Bleistiftminen sammeln, mit Stößel im Mörser zerdrücken und rauf damit aufs Papier.
Manchmal hilft es enorm, Abstand zu nehmen und die Dinge aus der Distanz zu betrachten. Manchmal. Während ich so eifrig mit meinen silbern schillernden Fingerspitzen und Fingerrücken und Daumenballen über Papier schmiere, und zwar in der bemühten Absicht, die vielen, vielen Blätter des Baumes grafisch expressiv darzustellen, bemerke ich, dass das, was da auf meinem Papier entsteht mehr so eine graue, schwere, depressive Wolke ist. War so vor wenigen Sekunden noch gar nicht vorgesehen, kommt jetzt aber wenige Sekunden später passend und cool rüber. Der Denkende umgeben von schwermütigem Grafitgeschmiere.
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