Mittwoch, 23. Oktober 2024

Friedrichsplatz

Blick aufs Naturkundemuseum und rechts die Landesbibliothek, Oktober 2024

 

Sonntag, 6. Oktober 2024

Rankestraße Ecke Morgenstraße

Sackgasseneinfahrt Morgenstraße von Rankestraße aus, Oktober 2024

Das Haus ist nicht wirklich pink und lila. Freie Farbendichtung, weil die rosafarbene Wachspastellkreide (wasserlöslich) gerade zur Hand war.
 

Café Bar ZickZack

Morgenstraße 31 Südstadt, Oktober 2024

 

Sonntag, 29. September 2024

Twisted Circuits/Rhythm Traces

Nicola Leonard Hein musiziert beim Konzert im ZKM Karlsruhe, September 2024

Das Instrument, das Nicola Leonard Hein um den Hals gehängt hat, ist ein analoger Synthesizer (Buchla Music Easel). Das Gerät hat er mit einem Machine Learning-basierten Musical Agent verbunden. Hein verwendet zudem einen Circuit Bending Controller, der die musikalische Lesart des Buchla Music Easels der 1970er Jahre völlig verändert. Tolle Performance! Zeichnung mit Autogramm des Komponisten.

Spolia - Vom Gedächtnis der Dinge

Ausstellung im Schloss/Landesmuseum Karlsruhe, September 2024

Der Begriff "Spoila" bezieht sich auf Architekturteile, die von Bauten älterer Kulturen stammen und in neuen Bauwerken verbaut worden sind. 

Myriam Schahabian (geb. 1965) setzt ihre Arbeiten zu einer Landschaft aus Spolien zusammen. In Skulpturen oder Bildplatten verarbeitet sie Fragmente aus tradiertem Bild und Wort der persischen Malerei, Bau- und Schriftkunst.    

Le temps s'ouvre

Konzert im ZKM Karlsruhe mit der IEMA, September 2024

Klassische Musik der Gegenwart ist in vielen Fällen elektroakustische Musik. Viele Kompositionen arbeiten dabei mit Bits und Bytes und nutzen die neuen Möglichkeiten der Computertechnologie. Momentan in den letzten Jahren insbesondere Künstliche Intelligenz. Der 1958 geborene Komponist Ludger Brümmer hat zahlreiche, sowohl instrumentale als auch elektroakustische Musik geschrieben. Und Ludger Brümmer hat auch ein Instrument zur Aufführung elektroakustischer Musik erfunden, den so genannten Klangdom. Das ist ein Lautsprechersystem, angeordnet in Form einer Kuppel. In Karlsruhe am ZKM, dem Zentrum für Kunst und Medien, gibt es einen solchen Klangdom. Viele Konzertaufführungen elektroakustischer Musik konnten in der Vergangenheit dort stattfinden. Und in Karlsruhe leitete Ludger Brümmer auch viele Jahre das „ZKM Hertzlab“, ehemals das „Institut für Musik und Akustik“. Am Wochenende nun verabschiedete das ZKM den 66-jährigen Ludger Brümmer in den Ruhestand, und zwar mit einem Symposium und mit Konzerten. Und zudem bekam Ludger Brümmer auch den Ehrenpreis der deutschen Schallplattenkritik verliehen.Ludger Brümmer, der auch als Kurator tätig ist, wünschte sich unter anderem an diesem Wochenende einen Auftritt der IEMA, der Internationalen Ensemble Modern Akademie. 

Konzert Le temps s'ouvre

Festival für elektroakustische Musik im ZKM zum Abschied von Ludger Brümmer, September 2024

 

Schlosspark

Am Telefon auf der Wiese, September 2024

 

Donnerstag, 26. September 2024

Abriss Badenwerkhochhaus XXI

Blick über die freie Baustellenfläche in Richtung Kriegsstraße 130, September 2024


Katzenwedelwiese

Hochsitzcafés auf der ZKM-Streuobstwiese Karlsruhe-Bulach, September 2024
 

Stell dir vor, du sitzt mit deinem Skizzenbuch auf der Katzenwedelwiese – oder besser gesagt, der Streuobstwiese mit ZKM-Charme, zwischen Apfelbäumen und Kunstinstallationen. Seit 2019 hat das ZKM Karlsruhe diesen grünen Fleck in Beiertheim-Bulach gepachtet und ihm eine Öko-Verjüngungskur verpasst. Ursprünglich initiiert vom Künstler Stéphane Verlet-Bottéro, ist die Wiese nicht mehr einfach nur eine Wiese. Sie ist jetzt ein Biodiversitäts-Magnet, wo Obstbäume, Insekten und Kunstwerke nebeneinander passen.

Wir haben uns als Urban Sketchers Karlsruhe am 21. September 2024 dort getroffen und gesketcht. 

Im Sommer 2024 wurde die Wiese zur Open-Air-Galerie mit sozialem Touch. Das Hochsitzcafé von Indra und Olaf Quantius wurde eröffnet. Hier kann man Nachbarn treffen, Kaffee trinken und Gespräche führen, die genauso vielfältig sind wie die Bäume um einen herum.

Also, schnapp dir dein Skizzenbuch und ab zur St. Florian Straße. Hier endet nicht nur der Asphalt – hier fängt die Kunst an!

Freitag, 20. September 2024

Stadtgartensee

Gondolettas im Zoo & Stadtgarten Karlsruhe, September 2024

 

Donnerstag, 19. September 2024

Luisenstraße

An der Ecke Morgenstraße Blick nach Westen beim Tropea, September 2024

 

Mittwoch, 4. September 2024

Abriss im Sommer

Badenwerkhochhaus, September 2024

Sehr heißer Sommertag. Am Sonntag ruht die Baustelle, an der Stockwerk für Stockwerk das Hochhaus abgerissen wird. An Wochentagen hört man tagsüber die Presslufthammer, die die Betonstücke ablösen und abtragen, laut in die Südstadt hinein. Vor der Hochhausruine tut sich eine große Baugrube für einen ganz neuen Neubau auf. Die Stämme der jungen Bäume, die am Bahnsteig der neuen Haltestelle "Ettlinger Tor/Staatstheater" gepflanzt sind, wurden weiß getüncht. Das Blattwerk sieht sehr trocken aus. Sie spenden bislang keinen wirksamen Schatten an solch heißen Tagen wie diesem 1. September.

Kunsthalle Karlsruhe

Wegen Sanierung bis auf weiteres geschlossen, September 204

 

Freibad Rüppurr

Heiße Sommertage in Karlsruhe, August 2024

 

Montag, 19. August 2024

Städtische Galerie Karlsruhe

Blick auf die Gebäuderückseite, Standort: Filmpalast am ZKM, August 2024

Zu sehen ist auch die 2015 geschaffene Skulptur "Taiwan Ruyi", Segenswünsche aus Taiwan, von Mu Xiang Kang. Sie besteht aus ausgedientem Aufzugsseil (Stahl). 

Donnerstag, 11. Juli 2024

Coffee Boxx

Moltkestraße 44, Juli 2024

 

Stadtgarten Pelikane

Stadtgarten Pelikane
Wasservögel auf dem Standtgartensee, Juni 2024

 

Baum und der Denkende

KIT Campus Süd, Engesserstraße, Juni 2024

Manchmal hilft es enorm, Abstand zu nehmen und die Dinge aus der Distanz zu betrachten. Beim Zeichnen erfährt man diese Lebensweisheit sehr intensiv. Ich gehe also einige Schritte zur Seite und schau mir den Denkenden aus etwa zehn Metern Entfernung an und sketche. Jetzt kommt mehr als die Skulptur die Umgebung der Skulptur aufs Bild. Und das ist vor allem... Baum! Es ist Juni. Die Bäume tragen volles Blattwerk. Ich zeichne also den Baum, der sich als riesiger Partner zur Skulptur von Karl-Heinz Krause gesellt, habe aber mit Blattwerkdetails meine Schwierigkeiten, weshalb ich - um die dicht gewachsene Baumkrone darzustellen - zum zerstampften Grafitstaub greife und ihn ausgiebig mit den Fingern übers Papier verschmiere. Macht irre Spaß. Kann ich nur empfehlen. Einfach alte, abgebrochene Bleistiftminen sammeln, mit Stößel im Mörser zerdrücken und rauf damit aufs Papier. 

Manchmal hilft es enorm, Abstand zu nehmen und die Dinge aus der Distanz zu betrachten. Manchmal. Während ich so eifrig mit meinen silbern schillernden Fingerspitzen und Fingerrücken und Daumenballen über Papier schmiere, und zwar in der bemühten Absicht, die vielen, vielen Blätter des Baumes grafisch expressiv darzustellen, bemerke ich, dass das, was da auf meinem Papier entsteht mehr so eine graue, schwere, depressive Wolke ist. War so vor wenigen Sekunden noch gar nicht vorgesehen, kommt jetzt aber wenige Sekunden später passend und cool rüber. Der Denkende umgeben von schwermütigem Grafitgeschmiere. 

Freitag, 21. Juni 2024

Stone Flowers im Kulturzentrum Tempel

Jazzpianist Benjamin Schaefer mit seinem Quartett, Juni 2024
 
Alles, was mit Steinblumen zu tun hat

Auf Einladung des Jazzclub Karlsruhe begeisterten Pianist Benjamin Schaefer und seine Quartettformation 'Stone Flowers' das Publikum im Karlsruher Kulturzentrum Tempel mit klangfarbenreichen Eigenkompositionen.

Ein ruhiges, cooles Intro vom E-Piano stand am Anfang. Im weichherzigen Rhodes-Sound suchen sich die Töne nachdenklich über die Tasten, bis die Bassposaune mit einem gelassenen Solo einsteigt und dann entsprechend von der Flöte abgelöst wird, um sich schließlich gemeinsam in wunderschönen Melodiebögen zu verfangen – durchweg begleitet vom gediegenen Schlagzeug à la Bossa Nova. Benjamin Schaefer und sein Quartett „Stone Flowers“ klingen magisch, ihre Arrangements sind ausgewogen und einfallsreich und sie liefern im besten Sinne soliden, vor allem aber einfühlsamen Jazz. Davon konnte man sich am Donnerstag Abend beim Konzert mit etwa 50 Zuhörern im Kulturzentrum Tempel überzeugen. Der Jazzclub Karlsruhe hatte Schaefers Auftritt programmiert. Obwohl erst im letzten Jahr neu fertig gestellt, kann der Jazzclub im Passagenhof derzeit nicht als Spielstätte genutzt werden, denn es ist dort schon wieder Baustelle. Die Toiletten müssen saniert werden. Also ging es – wie die Jahre zuvor so oft – an den Ausweichort in Karlsruhe-Mühlburg. Gewohnterweise ein Glücksfall, denn die Akustik im Saal mit dem alten Ziegelgemäuer passt bestens, ist weder zu trocken, noch hat sie zu viel Hall.

Der 1981 in Braunschweig geborene Schaefer hat bereits in verschiedenen Formationen gespielt, von der Bigband bis zu Kleinstbesetzungen. Für die „Stone Flowers“ hat er sich musikgeschichtlich nach dem Motiv der Steinblumen umgehört und ist fündig geworden. Jener erste Titel des Konzertabends war eine eigene Komposition und eine Hommage an den 1994 verstorbenen brasilianischen Sänger, Komponisten und Mitbegründer des Bossa Nova Antônio Carlos Jobim. Auf dessen Album „Andorinha“ nämlich findet man ein Stück namens „Stone Flower“, das Schaefer für die Besetzung und die faszinierende Klangfarbe seines Quartetts – die „Stone Flowers“ im Plural – inspirierte.

Wunderbar runde und warme Klangfarbe etwa kam von der Bassflöte, ein sowohl in Jazz als auch Klassik viel zu selten gehörtes Instrument. Michael Heupel wechselte die Querflöten von Titel zu Titel, spielte sich hinunter bis zur über eineinhalbmeterlangen, an ein U-Boot-Periskop erinnernde Kontrabassflöte, die er in perkussiver Artikulation auch als pointierte Akzentgeberin nutzte. In der Trilogie „Spirals“ – drei Stücke, die sich auf Strukturbildungen beziehen, die in Naturphänomenen zu beobachten sind – kam die vielseitige Klangwelt bestens zur Geltung. Kurzfristig für den erkrankten Jan Schreiner eingesprungen war Tobi Herzog an der Bassposaune, die sich oftmals – und anders, als man erwarten würde – mit hellen Klangfarben zur Flöte gesellte. Finn Wiest am Schlagzeug hielt rhythmisch alles gut beisammen und Benjamin Schaefer selbst musizierte „seine Kompositionen“ am E-Piano mit viel empfindsamer Aufmerksamkeit, immer im Wechsel zwischen notierter Musik und freier Improvisation. Kompositorisch ist Schaefer quasi mit der Schere rangegangen, hat etwa Motive rausgeholt aus der „Geschichte der Steinblume“, einer Ballettmusik des russischen Komponisten Sergej Prokofjew. Die Versatzstücke werden dann durch variiert, ebenso die Harmonik, die gerne frei die Skalen durchwandert und sich nicht lange an einem Grundton festhält. Prokofjew hört man dabei nicht mehr heraus, aber einen wunderschönen, zeitgemäßen Jazz. Darum geht es ja schließlich.

Die „Stone Flowers“ machen erlesene Kunst. Zielgruppe ist sicher nicht das Massenpublikum, eher neugierige Jazzliebhaber und Kenner. Ihr Konzertprogramm und die Titel haben die „Stone Flowers“ aufgenommen und eine kultige – nicht schwarze, sondern rosarote – Vinyl-LP produziert, was Benjamin Schaefer am Abend nicht ohne Stolz präsentierte. Zielgruppe hier: Fans mit Plattenspieler. Ob die Formation langfristig bestehen bleibt, wird sich zeigen. Falls ja, sollten sie unbedingt nochmals nach Karlsruhe kommen. Dann aber in den Jazzclub mit renoviertem Sanitär.

Donnerstag, 20. Juni 2024

Nottinghamanlage

Zwischen Kaiseralle und Sophienstraße, Karlsruhe-Weststadt Juni 2024

 

Dienstag, 4. Juni 2024

Bronzeskulptur am KIT

"Der Denkende" von Karl-Heinz Krause, Juni 2024

Studieren und Depression haben liegen eng beieinander. Wer's nicht glaubt: Faust von Goethe lesen, vor allem die Szene im Studierzimmer. Da klagt der gelehrte Faust, dass er so viel gelernt hat, dadurch aber nicht glücklich geworden ist. Mehr noch: Er ist schwermütig, hängt einer geradezu kulturell seit Albrecht Dürers Meisterstich traditionsreichen Melanchoie hinterher, die er dann mit Mephistopheles Hilfe - was das Stück ja spannend macht - umzuwandeln versucht in Event, Erlebnis und Ereignis. Gepaart mit toxischer Männlichkeit lässt Faust seine gewonnene Energie unter anderem an der unschuldigen Margarete, die er schwängert, - - - aus. (Ich liebe Fermaten vor der rechten Satzklammer) 

Auf dem KIT-Campus steht eine Bronzeskulptur des deutschen Bildhauers Karl-Heinz Krause aus dem Jahr 1967. Sie heißt "Der Denkende". Ich habe sie 2015, als Karlsruhe den großen Stadtgeburtstag feierte, schon einmal gezeichnet. Die deprimierte Körperhaltung, die die Skulptur zeigt, hat mir gut gefallen. Das biss sich damals ganz gehörig mit dem Public-Relation-Rummel rund um den Stadtgeburtstag. Die Action dazu fand wenige Meter von der Skulptur entfernt am Schloss und im Karlsruher Schlossgarten statt. Da wirkte so ein krummer, abgedünnter Bronzemann auf mich wie ein aus der Zeit gefallener Kontrapunkt. Heute - mein Gott! - neun Jahre später habe ich die Skulptur nocheinmal gesketcht. Und es waren mehr Gedanken, die mir dabei durch den Kopf huschten, als Striche übers Papier des Skizzenbuchs - - - (Fermate, rechte Satzklammer leer).

Ich will (später, bei Gelegenheit) versuchen, die Gedanken zu sortieren und zu formulieren. Doch zuvor nur noch der Hinweis, dass mich Krauses Skulptur nicht so gerührt hätte, wenn sie "Der Depressive", "Der Trauernde" oder ähnlich hieße. Die Titel wären vielleicht durchaus auch treffend. Aber "Der Denkende" spannt den Bogen weiter, unter anderem zu Goethes Faust und zur Gewissheit, dass Studieren und Depression haben eng beieinander liegen.  

Donnerstag, 16. Mai 2024

Sonntag, 12. Mai 2024

Dienstag, 23. April 2024

Im Exotenhaus

Zoologischer Stadtgarten Karlsruhe, April 2024

 

Zoologischer Stadtgarten Schimpansen

Im Affenhaus bei Benny und den anderen, April 2024

Wegen Regen ging ich ins Affenhaus und versuchte, die Schimpansen zu zeichnen. Sie bewegen sich doch sehr schnell und ich habe die Form nicht richtig erfasst. Egal, jede Linie zählt! Benny ist wohl Jahrgang 1967 und stammt von der Elfenbeinküste. 1970 kam das Tier, das man in der Wildnis gefangen hatte, in den Zoo. Die beiden anderen Tiere heißen Dschingo und Emma. 

Zoologischer Stadtgarten Eisbären

Aprilwetter mit verschmierten Regentropfen im Zoo, April 2024

Oben links im Bild ein Elternpaar, das sich ums Kind im Kinderwagen kümmert. Es tröpfelte. Auch mir aufs Papier. Der Bleistift zog unschöne Schlieren, als ich das Blatt ungeschickt auf meinen Schenkeln ablegte. Wobei: Cooler Effekt! Die gesketchte Eisbärdame sieht dadurch dynamischer aus. Unten rechts im Bild der Emu, den man vom Plateau oberhalb des Eisbärengeheges (wo die Picknickbänke stehen) auf die Entfernung im Nachbargehege gut beobachten kann. Ganz rechts eine schwarze Krähe.

Dienstag, 9. April 2024

Rafik Schami im Tollhaus

Vorstellung im Tollhaus Kulturzentrum am 8.4.2024

Mündliche Erzählkunst vom Feinsten

Schriftsteller Rafik Schami begeisterte im Tollhaus Karlsruhe seinen aktuellen Roman vor

Glücklich bedankt sich Rafik Schami gleich zu Beginn beim Publikum. So Viele sind gekommen. Während draußen an diesem Montagabend laues Frühlingswetter schmeichelt, wollen diese rund 600 Leute lieber im Kulturzentrum Tollhaus drinnen bei ihm sein. „Wenn du erzählst, erblüht die Wüste“ heißt sein neuer Roman, den der 77-jährige renommierte syrisch-deutsche Schriftsteller jedoch nicht als konventionelle Lesung präsentiert. Nein. Rafik Schami liest nicht. Er erzählt. Er spricht frei, ohne Skript, alles aus dem Gedächtnis. 

Und damit versteht er es, den ganzen Saal in einen spannenden Imaginationssog der orientalischen Storys seines Buches zu ziehen. Rafik Schami bringt seine Zuhörer ebenso zum Lachen wie zum gedanklichen Innehalten übers Gut und Böse im Menschen. Und auf meisterhafte Weise vermischt er Realität und Fiktion, was seiner mündlichen Erzählkunst eine Wucht an Authentizität gibt, die in der deutschspachigen Gegenwartsliteratur ihresgleichen sucht. 

Wirklich wahr ist, dass Schami, der aus Damaskus stammt und seit 1971 in Deutschland lebt, einen wohlhabenden Vater hatte, der sich aus Leidenschaft für Bücher einst eine stattliche Bibliothek einrichtete. Wahr ist wohl auch, dass die Sammlung 2014 im Krieg nach einem Raketeneinschlag verbrannte und dass Rafik Schami sich in gemeinsamer Arbeit mit seiner in Syrien lebenden Schwester um den Nachlass von sechs Büchern kümmert, die die Katastrophe überstanden. Ein Buch davon sei aus dem 18. Jahrhundert, als sich in Arabien nach 400 Jahren Regentschaft der Osmanen kleine lokale Herrscher zu etablieren wussten, um nach ihren Ideen zu regieren, mitunter entgegen mancher engherzigen Sippentradition. König Salih, von dem das Buch unter anderem handelt, sei so einer gewesen. Er habe seine Tochter, um ihr Erziehung und bessere Bildung jenseits des Palastes zu ermöglichen, als verkleidetes Mädchen durch die Lande ziehen lassen… 

Spätestens an diesem Punkt steckt man in Rafik Schamis Fiktion. Weil die Königinmutter bei einem Attentat stirbt, verfällt die Tochter in schwere Depression und wird erst gerettet, nachdem ein junger Mann wochenlang versucht, unterhaltsame Geschichten zu erzählen. Daher der Buchtitel des Romans. Er ist eine Hommage an die Märchen von Tausendundeiner Nacht, aber auch an Miguel de Cervantes, der nicht unähnlich behauptete, die Storys von Don Quijote auf einem orientalischen Bazar aufgegabelt zu haben. Bei seinem mündlichen Vortrag verzichtete Rafik Schami nicht auf Gegenwartsbezüge. Dazu gehörte auch der Appell: „Kauft beim lokalen Buchhandel, bestellt Bücher nicht im Internet. Die Buchläden dürfen nicht sterben.“ Es waren die Buchläden im deutschsprachigen Europa, wo Rafik Schami in jungen Jahren Lesungen geben konnte. So wurde er, obwohl ihn Presse und Literaturkritik mied, dennoch einem größeren Publikum vertraut. Heute füllt er große Säle. Das war nicht immer so.

Bruno Jonas: "Meine Rede"

Vorstellung Neureut Badnerlandhalle am 5.4.2024

Zeichen setzen kommt immer gut

Lustige Pointen und intelligente Satire lieferte am Freitagabend in der gut besuchten Badnerlandhalle in Karlsruhe-Neureut der renommierte Kabarettist Bruno Jonas. In seinem Programm „Meine Rede“ nimmt der 72-Jährige in gewohnter Weise die aktuelle politische Lage aufs Korn.

Mit dem Handy am Ohr kommt Bruno Jonas auf die Bühne und entschuldigt sich beim klatschend begrüßenden Publikum, dass er eben noch telefonieren müsse. Er sei in der Warteschleife hängen geblieben. Alle lachen. Alle ahnen, was kommt. Er sei froh, dass er „durchgekommen“ sei und müsse jetzt halt „a bisserl“ warten. Bruno Jonas spricht diesen drollig bayerischen Dialekt, schwärmt von der schönen Überbrückungsmusik, die er jetzt ganz gut kenne, weil er ja bereits „a bisserl“ – nämlich 40 Minuten – gewartet habe. Alle lachen. Alle kennen die absurden Situationen mit Telefonoperatoren. „Wenn Sie ein Problem haben, drücken Sie die 3“, zitiert der Kabarettist die Automatenstimme: „Und wenn Sie verarscht werden wollen, drücken Sie die 5.“ Erst sehr viel später nach der Pause erfährt man, was es mit jenem Telefonat auf sich hat. Der Kabarettist wollte seinen Internetanbieter wechseln, was von der Auswahl des passenden Vertragsangebots bis zur Ehefrau, die schließlich die Fritzbox installiert, während sich der Außendienstler auf dem Sofa den Cappuccino schmecken lässt, einer Kommunikationskatastrophe gleichgekommen war. Kommunikation, die ins Stocken gerät, ist das Hauptthema in Bruno Jonas Programm „Meine Rede“. Die erste halbe Stunde wiederholt er vielversprechend, dass es gleich losgehe, während das Rednerpult – angeblich höhenverstellbar je nach Niveau des Redners – lange ungenutzt bereitsteht. Auch die großen Pappbuchstaben, die den Namen „Jonas Bruno“ abbilden, stehen ungenutzt auf der Bühne rum. Etwas abseits ein großes F. „Das ist das heimatlose F“, erklärt der Kabarettist das sprachliche Zeichen und dessen Phonetik. Das F brauche immer ein E als Begleiter. „Sonst ist es nur ein fffff“, flunkert er und mimt Mitleid, dass ihm die buschig grauen Brauen traurig in den Augen hängen. Und dann zählt Bruno Jonas auf, wofür das heimatlose F so alles stünde, für Freude, Freiheit, für Fuck, für Frau – halt für vieles, wenn nicht gar alles, was mit F anfängt. So ist das mit dem sprachlichen Zeichen. Und während der Kabarettist ob dieser semiotischen Selbstverständlichkeit großes Tamtam macht, merkt er beiläufig an, dass heutzutage viele Leute für alles Mögliche Zeichen setzen. Kommt immer gut. Zeichen gegen Rechtsextremismus zum Beispiel. Oder Zeichen für Demokratie. „Das ist okay, weil es schadet ja nicht… also, schadet nicht der Demokratie.“ Bei solcher Pointe klatscht das Publikum nur verhalten. Man hängt dem Gedanken hinterher, dass bei den großen Demos der letzten Wochen vielleicht auch großes Tamtam um eine Selbstverständlichkeit gemacht wurde, nämlich dass wir in der Demokratie leben und leben wollen.

So paart sich bei Bruno Jonas Gesellschaftskritik mit Humor. Er schildert vieles aus dem Blickwinkel eines Biedermanns, der die Welt durchs Fernsehgucken zu Hause wahrnimmt. Dass der Lokführer und Gewerkschafter Claus Weselsky die 35-Stunden-Woche bei der Bahn durchgebracht habe, sei vielversprechend. Jetzt müsse er noch die Null-Stundenwoche für die Außenministerin erzwingen. Letztere nennt Bruno Jonas im vertrauten Wohnzimmerjargon „die Annalena“ und hält ihr vor allem eines zu Gute: „Die sieht toll aus.“ Dass die es den Mullas in Teheran „mal richtig zeigen“ kann, bekommt dabei eine volkstümlich alberne Doppeldeutigkeit. Parteipolitisch gehen die Spitzen in Bruno Jonas Monologen in alle Richtungen. Wie er selbst sinniert, hält er nichts von politischen Zuordnungen nach links oder rechts. „Mir geht’s ums Richtig oder Falsch“, so Jonas und fügt scharfsinnig an: „Schwierig wird es, wenn die Falschen das Richtige sagen.“

Bruno Jonas schaut auf eine lange, erfolgreiche Karriere zurück. In den 1980ern war er Autor bei der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, nach dem Millennium ständiger Partner von Kabarettlegende Dieter Hildebrandt in der TV-Sendung „Scheibenwischer“. Manche Gags – das sei nicht verschwiegen – sind Old Style. Wenn es um Gender geht, wirkt Bruno Jonas altbacken. Und wenn er live auf der Bühne sein Comingout als Heterosexueller zelebriert, geht der lautstarke Publikumslacher eher auf Kosten von Schwulen als auf Kosten einer sexuell verklemmten Gesellschaft. Aber sei’s drum. Man kann sich mit Jonas‘ eigener Logik trösten: Manchmal sagen eben auch die Richtigen was Falsches.