Innen im 19. Stockwerk in Raum H1902, Juni 2023 |
Oben im 19. Stockwerk des Badenwerkhochhauses übersieht man die Stadt Karlsruhe. Es ist Juni 2023. Viele Abteilungen des Landratsamts Karlsruhe sind bereits ausgezogen und in anderen Gebäuden, etwa in der Kriegsstraße, untergebracht. Das macht das ganze Haus innen ein wenig trostlos. Es stehen hie und da Kartons herum. Kleinere Ecken von abgestelltem Umzugszeugs haben sich gebildet. Jemand hat sie mit Stellwänden verdeckt. Vielleicht, dass niemand drüber stolpert. Vielleicht, dass es nicht so unschön aussieht. Denn insgesamt wird im Gebäude immer noch gearbeitet.
Das Haus gehört dem Landkreis Karlsruhe. Ich brauche als Urban Sketcher eine Genehmigung, um das Gebäude zu betreten und um dort zu zeichnen. Ich habe im Mai bei der Pressestelle darum gebeten, im Haus zeichnen zu dürfen. Meinem Anliegen nachzukommen, erwies sich allerdinhgs als schwieriger, als ich erwartet hatte. Denn wegen Sicherheitsbedenken ist sowas nur mit Begleitung und Aufsicht erlaubt. Es gäbe aber, so lautete die Auskunft Ende Mai, immer wieder mal für Neugierige und vor allem für Fotograf*innen Sammeltermine, an denen man die Leute dann gerne reinließe. Unter Aufsicht dürfen die dann gucken und fotografieren. Das Zeichnen allerdings würde ja doch sehr lange dauern, so die Mitarbeiterin am Telefon im skeptischen Tonfall. Ich versicherte ihr, dass ich bemüht schnell sketchen würde und ich danke der Landratsamt-Mitarbeiterin für ihre professionelle Öffentlichkeitsarbeit bis heute, dass sie sich meines Anliegens angenommen und mir einen Termin ermöglicht hat: Unter Aufsicht von Herrn N. - ich war der einzige Badenwerkhochhaustourist an diesem Nachmittag - durfte ich 60 Minuten sketchen. Ich zeichnete eine halbe Stunde oben im 19. Stock. Und eine weitere knappe Stunde unten im Erdgeschoss. Und nein, Herr N. schaute mir nicht permanent über die Schulter, blieb aber - vor allem sehr viel mit seinem Telefon beschäftigt - immer in greifbarer Nähe.
Der große Konferenzraum war gerade belegt. Ich konnte in den kleinen Konferenzraum H1902. Die Bleistiftzeichnung zeigt, wie noch alles in normalem Betrieb ist. Saft und Mineralwasser stehen auf den Tischen bereit. Der große Monitor zeigt sein Bildschirmschonermotiv und den Hinweis "Verbinden durch Drücken von" zwei Tasten. Der Kommunikationskoffer ist hinten rechts auf einem Stuhl abgestellt. Auf dem Fenstersims ein Telefon. Und durch die großen Glasfenster sieht man auf die Dächer der Stadt, kann die Evangelische Stadtkirche entdecken und ein Hochhaus, das auf dem KIT-Campus steht. Es ragt klar sichtbar vor dem grünen Hardtwald in die Höhe, aber es ist deutlich kleiner als das Badenwerkhochhaus. Ich schaue runter und zeichne.
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