Sonntag, 9. November 2025

Kostenlawine Staatstheater

Rohbau fertig: Immerhin läuft bislang alles gut im Zeitplan, November 2025


Kostenlawine am Staatstheater

Die Baukosten steigen drastisch. Trotz eingeplantem Risikopuffer drohen Sanierung und Neubau beim größten Karlsruher Kulturprojekt die 700-Millionen-Marke zu knacken.

Beim Umbau des Badischen Staatstheaters Karlsruhe droht eine weitere Kostenexplosion. Nachdem der Etat bereits 2021 von ursprünglich 324 auf 508 Millionen Euro angehoben wurde, steht nun fest: Auch dieser Kostenrahmen wird kaum zu halten sein. Grund sind die anhaltend hohen Baupreise und zusätzliche technische Anforderungen, die das Projekt deutlich verteuern. Gebaut und saniert wird in drei großen Bauabschnitten. Das so genannte Modul 1 – Neubau des Schauspielhauses – ist bereits in der Ausführung weit vorangeschritten und bei Modul 2 – neue Proben- und Funktionsräume – sind nach Fällung der Platanen im vergangenen Winter die Bauarbeiten fristgemäß gestartet. Beide Bauabschnitte hatten sich, obwohl sie voll im Zeitplan liegen, um rund 34 Millionen Euro verteuert. Bislang wird gebaut bei stets laufendem Spielbetrieb im Haus.

Noch nicht begonnen wurde mit dem dritten Bauabschnitt, der Sanierung des 1975 eröffneten Bestandsgebäudes, was, anders als bei Modul 1 und 2, eine Verlegung des Spielbetriebs ins Konzerthaus am Kongressplatz erforderlich machen wird. Die Sanierung und Ertüchtigung des „Altbaus“ ist besonders aufwendig und bautechnisch teuer. Hinter den Kulissen ist von Gesamtkosten jenseits von 700 Millionen Euro die Rede, sollte das Projekt unverändert umgesetzt werden. Diese Zukunftsschätzung jedoch wollte das Badische Staatstheater auf Anfrage der RHEINPFALZ nicht betätigen. Der derzeit offiziell gültige Kostenrahmen betrage jene 508 Millionen Euro. Eine neue Gesamtsumme über diesen Betrag hinaus liege derzeit nicht vor, sagt Lucas Bauer, Leiter der Sanierungskommunikation des Theaters: „Aktuell ruht die Weiterplanung für Modul 3. Es findet eine substantielle Prüfung der funktionalen und bautechnischen Anforderungen statt, mit dem Ziel der Kostenoptimierung“, so Bauer.

In den kommenden Monaten geht es also ums Überarbeiten der Pläne, wobei es sich nicht um kleine, kosmetische Veränderungen handeln wird, sondern um nachdrückliche Einschnitte in die vor Jahren langwierig erarbeiteten architektonischen Anordnungen. Kann das bedeuten, dass generell auch Bauvolumen reduziert, die Tiefgründung oder allgemeine Raumplanung geändert wird? Denkbar wäre der Verzicht auf eines der geplanten zusätzlichen Untergeschosse, das eigentlich einen großen Probenraum aufnehmen sollte. Je geringer der Aushub, desto niedriger die Kosten. Würde dieser Raum wegfallen, müssten Probenräume anders im Gebäude untergebracht oder Flächen multifunktional genutzt werden.

Hierzu gab es seitens der Sanierungskommunikation keine detaillierte Auskunft. „Ziel ist es, durch Überarbeitungen des Entwurfes alle Optionen zur Kosteneinsparung umzusetzen“, so Bauer: „Hierbei werden insbesondere kostenintensive Eingriffe in den Bestand geprüft.“

Nach momentanen Planungen liegt der anteilige Kostenrahmen für Modul 3 bei 264 Millionen Euro. Die Inbetriebnahme der neu errichteten Module 1 und 2 durch das Badische Staatstheater ist für 2028 vorgesehen. Ebenso ist der Beginn der Sanierung und Erweiterung des Bestandsgebäudes (Modul 3) ab 2028 geplant. Bislang gilt, dass der Gesamtfertigstellungstermin 2034 gehalten wird.

Zwar kann gegenwärtig niemand sagen, auf welche Summe die Kostenlawine anwachsen wird. Gesichert stabil hingegen ist die Struktur der Finanzierung: Stadt Karlsruhe und Land Baden-Württemberg tragen das Projekt weiterhin zu gleichen Teilen. Auf städtischer Seite ist laut Bauer im Haushalt eine jährliche Rate von 20 Millionen Euro bis 2034 vorgesehen, ergänzt durch eine letzte Teilrate im Jahr 2037. Die entsprechende Finanzierungsvereinbarung hierzu wurde Ende 2022 geschlossen.

Parallel dazu hat die übrige Kultur Karlsruhes bei der Erstellung des nächsten Haushalts momentan harte Einsparungen zu erwarten. Am 22. Dezember wird abgestimmt. Auf der Kippe stehen freie Kulturträger, die von jährlicher Unterstützung weniger tausend Euro abhängig sind. Da wird die kulturpolitische Debatte angesichts der nicht abzuschätzenden Millionenbeträge bei der Baustelle Staatstheater umso kontroverser geführt.

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